Mitteilungsvorlage - MV/2022/030
Grunddaten
- Betreff:
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Haushaltskonsolidierung:Räumliche Konzepte mit anderen Einrichtungen nutzen (Villa)
- Status:
- öffentlich (Vorlage freigegeben)
- Vorlageart:
- Mitteilungsvorlage
- Federführend:
- Fachdienst Soziales
Beratungsfolge
| Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Sozialausschuss
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Vorberatung
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03.05.2022
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Begründung der Verwaltungsempfehlung
Die Fachdienste Bildung, Kultur und Sport und der Fachdienst Soziales haben 2018 in einem gemeinsamen Evaluationsprozess unter Beteiligung der betroffenen Akteure, der städtischen sozialen Einrichtungen im Zielgruppenbereich sowie der Fachdienste Wirtschaft und Steuern, Finanzen, Personal und dem Gebäudemanagement unterschiedliche Alternativen für die Nutzung der Villa erarbeitet.
Die Evaluation machte Folgendes deutlich:
- Die Villa wird von Besucher*innen zwischen 15 und Ü45 Jahren genutzt.
- Die Gruppe der Nutzenden der Villa unterscheidet sich von denen der anderen Einrichtungen hinsichtlich Altersstruktur, örtlicher Anbindung und der besonderen Problemlagen.
- Die Nutzenden gehören verschiedensten Nationalitäten an. Die Villa ist somit ein wichtiger Baustein für die Integration.
- Auch wenn in einzelnen Bereichen Angebotsüberschneidungen mit anderen Einrichtungen vorhanden sind, kann daraus nicht gefolgert werden, dass Angebote überflüssig sind. Ganz im Gegenteil, das vorhandene Angebot deckt noch immer nicht den Bedarf (dies geht auch aus den jährlichen Berichten der Einrichtungen für den Sozialausschuss hervor).
- Darüber hinaus bedienen die Einrichtungen unterschiedliche Klientel aus unterschiedlichen Einzugsbereichen. Alle Einrichtungen sind personell und räumlich voll ausgelastet und könnten die Klientel der Villa im Falle einer Schließung nicht zusätzlich versorgen.
Unter Berücksichtigung der in der Evaluation erhobenen kommunalen Bedarfslage und wirtschaftlichen Gesichtspunkten wurde beschlossen, die Villa seit Januar 2019 als Stadtteilzentrum „Wedel Mitte“ mit 1,4 Stellen für Wedeler*innen aller Altersgruppen durch die Stadt Wedel zu betreiben.
Aufgabenschwerpunkte der Villa sind:
- Integration in den Arbeitsmarkt schaffen: Die Villa bietet Hilfestellungen beim
(Wieder-)Einstieg in die Berufswelt an. Es gibt Berufsberatung unter Berücksichtigung persönlicher Ressourcen und (psycho-) sozialer Vermittlungshemmnisse, Hilfe bei der Akquise von Angeboten und beim Erstellen von (Online-) Bewerbungsunterlagen. Besonders für junge Menschen ist die Villa eine Brücke zwischen Schul- und Ausbildungs-/Arbeitswelt.
- Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen: Das Angebot der Villa richtet sich an eine Klientel mit Schwierigkeiten, die im regulären gesellschaftlichen Kontext nicht aufgefangen werden können und u.U. sehr niedrigschwelliger Unterstützung bedarf.
- Raum für kulturelle Bereicherung und Selbstverwirklichung bieten: das Kultur- und Konzertprogramm der Villa bietet Interessierten die Möglichkeit, den eigenen kulturellen Raum selber aktiv mitzugestalten. Über die Beteiligung am und Nutzung des Kulturprogramms nehmen Hilfesuchende Kontakt zu dem Beratungsangebot auf. Darüber hinaus wird durch die Beteiligung an Gestaltung und Durchführung kultureller Angebote das Gefühl der „Selbstwirksamkeit“ gestärkt, dass bei vielen Hausbesucher*innen aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen nur schwach ausgeprägt, aber für die selbständige Teilhabe an der Gesellschaft unbedingt notwendig ist.
Die breite Angebotspalette der Villa wird komplett ausgenutzt und entspricht dem Bedarf. Menschen werden durch die Kombination aus Freizeit- und Beratungsangebot niedrigschwellig angesprochen, was zu Synergieeffekten führt. Die Hemmschwelle, eine offizielle Beratungsstelle aufzusuchen, fällt durch diese Kombination weg.
Haushaltskonsolidierung
Aufgrund des Haushaltskonsolidierungskonzeptes soll Folgendes geprüft werden:
- Eine Zusammenlegung von Angeboten anderer städtischer Einrichtungen außerhalb der Villa, eventuell auch in einem Neubau.
- Eine Angebotsverdichtung in der Villa durch die Integration anderer städtischer Einrichtungen in dem bestehenden Gebäude der Villa oder durch eine Vermietung einzelner Räume an „außerstädtische“ Akteure.
Zu 1. Eine Zusammenlegung von Angeboten anderer städtischer Einrichtungen außerhalb der Villa, eventuell auch in einem Neubau
Vorteile:
- Eine Zusammenlegung von Angeboten anderer städtischer Einrichtungen außerhalb der Villa führt zu einer einmaligen Einnahme durch den dann möglichen Verkauf des Gebäudes.
- Nur durch den Verkauf tritt in Zukunft eine Kostenersparnis durch Wegfall des Gebäudeunterhaltes ein. Personalkosten, sowie die internen Leistungsverrechnungen, die nicht den Unterhalt des Gebäudes betreffen, bleiben erhalten.
Nachteile:
- Das Stadtteilzentrum „Wedel Mitte“ entfällt und damit das Alleinstellungsmerkmal „Freizeit und Beratung, gekoppelt mit einem umfänglichen kulturellen Angebot“. Dieses besondere Angebot mit einer gewissen Lautstärke und auch spätabendlicher Nutzung ist nicht in das Angebot einer anderen bestehenden Einrichtung integrierbar, aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen (Standort, Räumlichkeiten, Ausstattung, Erreichbarkeit etc.).
- Übungsräume und Möglichkeiten, kulturelle Veranstaltungen selber zu organisieren, entfallen.
- Im Einzelnen werden bei der Zusammenlegung mit anderen Einrichtungen folgende Probleme gesehen:
Stadtteilzentrum „mittendrin“: Stadtteilarbeit – andere Klientel (Altersgruppe)
VHS und Stadtbücherei: andere Klientel (Kommstruktur für bildungsnahe Zielgruppen)
+ völlig andere Struktur mit gezielten Bildungsangeboten, die die Villa Klientel aufgrund der psychosozialen Historie oft gar nicht wahrnehmen kann.
+ ein Großteil der Villa Klientel und die „regulären“ Nutzer*innen der Einrichtungen würden sich aufgrund ihrer vollkommenen Unterschiedlichkeit gegenseitig abschrecken.
Die Angst vor Unbekanntem, Neuem und Andersartigem (Schwellenangst) ist besonders bei der überwiegend bildungsfernen Klientel der Villa sehr hoch. Die Villa Klientel würde ein solches Kombinationsangebot schlichtweg nicht nutzen. Problemstellungen verschärfen sich, die Zielgruppe wird nicht mehr erreicht.
Zu 2. Eine Zusammenlegung von Angeboten anderer (städtischer) Einrichtungen in dem bestehenden Gebäude der Villa
Nachteile:
- Das bestehende Angebot der Villa muss reduziert werden (eigene Raumnutzung, Raumvergaben, kulturelle Nutzung – z.B. Trommelgruppe, Konzerte, Bandproben).
- Die Kosten für die Gebäudeunterhaltung bleiben der Stadt erhalten.
Vorteile:
- Mieter*innen mit ähnlicher Beratungstätigkeit und Zielgruppe (z.B. Flüchtlingsbetreuung, Migrationsberatung, Anwalt für Sozialrecht, Jugendhilfeorganisation) in die Räume der Villa aufzunehmen, ist mir dem Konzept vereinbar.
- Eine Zusammenlegung von städtischen Angeboten unterschiedlicher Einrichtungen ermöglicht die Reduktion (oder Einsparung) von Kosten hinsichtlich der laufenden Ausgaben für die anderen Gebäude.
- Durch die Vermietung einzelner Räume der Villa an nicht-städtische Akteur*innen können Einnahmen generiert werden.
- Vorteile aus Sicht potenzieller Mieter*innen:
Schöne Räumlichkeiten in attraktivem Gebäude
Gute Erreichbarkeit durch zentrale Lage und direkte Nähe zu Bahnhof/Busbahnhof sowie gute Parkmöglichkeiten
Anbindung an bestehenden „Kundenstamm“
Gemeinsame Ressourcennutzung
- Vorteile aus Sicht der Villa:
Die Villa ist vielfältiger aufgestellt
Der Bekanntheitsgrad wird erhöht
Hausbesucher*innen wird der Zugang zu dem Angebot der potenziellen Mieter*innen erleichtert
Neue Zielgruppen können erschlossen werden
Ressourcenschonender durch gemeinsame Ressourcennutzung
Fazit:
Die Verwaltung empfiehlt die Erstellung eines Vermietungskonzeptes, um potenzielle Mieter*innen für Räumlichkeiten in der Villa zu gewinnen.
Die Kombination aus Beratung und Freizeitangeboten bleibt dadurch erhalten, die Nutzer*innen werden aufgefangen. Menschen können trotz einer Zunahme der psychischen Probleme, Auffälligkeiten und der damit verbundenen Überforderung mit Hilfestellung der Villa Alltagsprobleme lösen, fallen nicht durch das soziale Netz, und die gesellschaftliche Teilhabe ist gegeben.
Durch die Vermietung von Räumlichkeiten werden auf der einen Seite Einnahmen generiert und auf der anderen Seite kann ein wichtiger Baustein im sozialen Netz der Stadt Wedel erhalten werden. Die letzten Jahre haben mehr als deutlich gezeigt, wie unentbehrlich die Angebote der Villa im Rahmen der Integrationsarbeit und der Kulturellen Angebote Wedels sind. Gerade in der Corona Pandemie wurde deutlich, wie wichtig die Villa für die Menschen ist. Behörden waren und sind nicht mehr für die Menschen persönlich erreichbar. Die Mitarbeitenden der Villa unterstützen bei der Kontaktaufnahme und sorgen dadurch dafür, dass die Menschen ihre Sozialleistungen erhalten und nicht obdachlos werden. Der soziale Kontakt zu den Mitarbeitenden verhindert, dass Menschen in die komplette Vereinsamung gelangen. Viele haben, als langfristige Folge durch die Zeit alleine, Probleme, sich ohne Hilfe wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
Ganz aktuell beschäftigt alle sozialen Einrichtungen der Stadt Wedel die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Auch hier leistet die Villa einen wichtigen Beitrag bei der Integration der geflüchteten Menschen. Sie ist ein Ort der ersten Begegnung. Es können Beratungsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch genommen werden und das bildet das Fundament einer gelungenen Integration.
Die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden in der Villa ist seit 2 Jahren kontinuierlich sehr hoch und Mehrarbeitsstunden können nicht abgebaut werden. Die Nachfrage nach Beratungsangeboten steigt stetig und die aktuellen Krisen werden dafür sorgen, dass die Nachfrage noch weiter zunehmen wird.
