01.09.2015 - 5 Mündlicher Bericht der Familienbildung e.V. zu ...

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Wortprotokoll

Herr Degener begrüßt Frau Wohlfahrt und Frau Zabel, die über aktuelle Themen der Familienbildung Wedel berichten werden.

Frau Wohlfahrt erläutert, dass sie vier Themen mitgebracht hat, die für den Ausschuss von Interesse sind, eingangs jedoch noch ein wenig Allgemeines berichten möchte.

So gibt es die Familienbildung Wedel seit nunmehr 30 Jahren, seit 21 Jahren ist sie anerkannter Träger in der Jugendhilfe, seit 10 Jahren Partner im Präventionskonzept des Kreises Pinneberg.

Gerade in der Prävention soll ein Bedarf aufgefangen werden, der später ungleich höher zu erwarten sei. Das Projekt „Hand in Hand“ wurde als sehr wirksam eingestuft.

Frau Wohlfahrt benennt die vier Themen, auf die sie näher eingehen möchte:

-          Beratung/Krisensituationen

-          Kindertagespflege

-          Familienzentrum

-          Hand in Hand

 

Zur Beratung berichtet sie, dass 125 Beratungsstunden für 90 Teilnehmer geleistet wurden, davon 60 weibliche und 30 männliche Ratsuchende.

 

Zur Kindertagespflege berichtet sie, dass 133 Wedeler Kinder von Tagesmüttern betreut werden, davon 29 mit Migrationshintergrund und 8 mit einer besonderen pädagogischen Notwendigkeit. Diese Zahlen seien stabil im Vergleich zum Vorjahr.

 

Das Familienzentrum ist eine von zehn Einrichtungen im Kreis, die für eine Förderung des Landes ausgewählt wurde, jedes Zentrum hat 25.000,- € erhalten. Dabei handelt es sich um ein weiteres Projekt mit unsicherer Finanzierung. Hervorzuheben sei, dass sonst beinahe nur KiTa´s ausgewählt wurden, neben den Familienbildungsstätten Wedel und Elmshorn.

Die Sozialraumanalyse habe einen hohen Belastungsindex für Kinder in Wedel ergeben, das heißt, dass bei Kindern unter sechs Jahren komplexe Problemzusammenhänge bestünden. Seit dem 01.03.2015 werde hier mit einer halben Stelle gearbeitet. Die Aufgabenstellung sei, für Eltern mit erhöhtem Unterstützungsbedarf Treffpunkte zu erschaffen und eine Lotsenfunktion zu übernehmen. Es sei festzuhalten, dass diese halbe Stelle mit den Kindern aus der Fröbel-KiTa und der Kindertagespflege bereits ausgelastet sei, so dass darüber hinaus keine Kapazitäten verfügbar seien.

 

Als letztes Thema geht Frau Wohlfahrt auf die Projekte „wellcome“ und „Hand in Hand“ ein.

Hier haben viele ehrenamtliche Kräfte rund 1.275 Stunden Arbeit geleistet, damit steht die Familienbildung Wedel an dritter Stelle im Landesvergleich. Es gibt zwei feste Mitarbeiterinnen, die mit zwei Familienhebammen zusammen arbeiten; 103 Familien wurden betreut. Hier ist eine Steigerung zum Vorjahr erkennbar.

Dabei werden die Fälle nach einem Ampelsystem eingestuft: grün, gelb und rot (dann in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt).

Es gab 39 grüne Fälle, 54 gelbe und 10 rote Fälle.

50 % der betreuten Familien weisen einen Migrationshintergrund auf, 33 Familien beziehen Leistungen nach dem SGB II, 9 Mütter waren jünger als 20, 7 Asylsuchende suchten Hilfe und bei 20 Fällen gab es psychische Probleme.

Problematisch ist die Steigerung des Fallaufkommens bei seit Jahren gedeckelten Zuschüssen, insbesondere mit dem Hintergrund, dass eine Kindeswohlgefährdung verhindert, bzw. rechtzeitig erkannt werden muss und soll. Bei ständiger Mehrarbeit sei das kaum leistbar und dies ist ein riesiges Problem für den Träger.

Frau Zabel berichtet zur Verdeutlichung ihrer Aufgaben aus der Praxis; sie arbeitet seit dreieinhalb Jahren in Wedel. Sie erzählt von einer afghanischen Flüchtlingsfamilie, die Kindsmutter war noch minderjährig, die Vormundschaft für das Kind und die Mutter hat daher das Jugendamt übernommen. Hier war eine Unsicherheit im Umgang mit dem Kind erkennbar, die mit Hilfe der Familienhebamme und vielen Netzwerkpartnern überwunden werden konnte. Im August hat die Familie nun eine eigene Wohnung bezogen, die Mutter gehe zu einer Berufsschule und der Vater macht ein Praktikum bei Lüchau. Dies sei ein positives Beispiel, wie durch Begleitung eine kritische Situation überwunden werden kann.

 

Im Anschluss werden Fragen gestellt.

 

Frau Kross gratuliert zu dem Zuschlag für die Fördergelder, den die Familienbildung erhalten hat und hofft, dass diese Förderung über ein Jahr hinaus weiter gewährt werden wird. Sie dankt weiterhin für den anschaulichen Bericht und verleiht ihrem Stolz Ausdruck, dass das soziale Netzwerk in Wedel einmalig sei.

 

Herr Dr. Bakan dankt ebenfalls für das positive Beispiel, hinterfragt dann den Kinderbelastungsindex und bittet darum, dies genauer auszuführen.

Frau Wohlfahrt erläutert, dass hier mehrere Indikatoren bewertet werden, zum Beispiel die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, wie viele Stunden eine Erziehungsberatung in Anspruch genommen wurde usw.

 

Frau Garling zeigt sich ebenfalls erstaunt über den Belastungsindex und äußert den Verdacht, dass man in Wedel aufgrund des guten Netzwerkes eine größere Aufmerksamkeit für Belastungen habe. Sie werte dies als gutes Zeichen.

Frau Wohlfahrt relativiert diese Aussage, dass dies eventuell für einige Indikatoren zutreffend sei, viele Indikatoren aber davon unabhängig seien, zum Beispiel die Zahl der Bedarfsgemeinschaften.

 

Frau Kautz erkundigt sich, ob der Vergleich landesweit gezogen wurde. Dieser gilt für den Kreis Pinneberg.

 

Frau Wohlfahrt geht auf die Probleme betreffend der Finanzierung ein. Schwierig sei die unsichere Finanzierung und dass die Auszahlung der Fördergelder erst zum Juni erfolge. Bis dahin müsse die Familienbildungsstätte in Vorleistung gehen, so dass die Liquiditätsrücklage angegriffen werden müsse. Darüber hinaus wurden die Zuschüsse über Jahre gedeckelt oder sogar gekürzt. Es gebe Probleme, das Personal nach den gültigen Tarifen zu bezahlen.

Im Jahr 2014 haben alle Kostenstellen defizitär abgeschlossen. Die Defizite musste der Verein tragen, die Liquiditätsrücklage sei dadurch geschrumpft. Nun seien nur noch 1,2 Monate gedeckt, danach könnten bei Problemlagen keine Gehälter mehr gezahlt werden. Es sei eine Stunden- und Angebotskürzung notwendig.

Für 2016 hat der Verein bei Land, Kreis und der Stadt eine Aufstockung der Mittel und eine Wiedereinsetzung der alten Förderbeträge, sowie eine Übernahme der tariflichen Anpassungen beantragt.

Sie bittet darum, die Kollegen in der Kreis- und Landespolitik über die Bedeutung der Arbeit der Familienbildung Wedel zu informieren.

Herr Degener zeigt sich überzeugt, dass die Kreistagsabgeordneten sämtlich ein großes Herz für die Familienbildung hätten.

Frau Wohlfahrt betont, dass der Präventionsgedanke weiterhin sehr wichtig sei.

 

Herr Degener dankt für den sehr positiven Bericht und verabschiedet Frau Wohlfahrt und Frau Zabel.

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