14.06.2022 - 8 Rückmeldung aus den Fraktionen: Marschquartier ...

Reduzieren

Wortprotokoll

Der Vorsitzende erinnert an die bei der Verwaltung eingereichten Fragen von Anwohnenden, die den Planungsausschussmitgliedern zur Information zugegangen sind. Dazu ist ein Gespräch der Fragensteller mit der Verwaltung vorgesehen, über das der Planungsausschuss im Anschluss informiert wird. Dennoch wäre es wünschenswert, jetzt die bisherigen Meinungen der Fraktionen zu dem geplanten Projekt zu hören.

Die FDP-Fraktion lobt die – im Gegensatz zu manchen anderen Gebäuden am Marschrand – sehr kleinteilige und einfühlsame Bebauung. Der anfängliche Schreck über eine hohe Versiegelung hat sich relativiert, da mit dem geplanten Projekt 10 % weniger Fläche versiegelt werden als zu Zeiten der aktiven Gärtnerei.

Die SPD-Fraktion zeigt sich eher ambivalent. Architektonisch sei das Projekt gelungen, für eine Entscheidung werden jedoch die Antworten der Verwaltung auf die Fragen der Anwohnenden abgewartet.

Die Fraktion Die Linke kritisiert, dass dort kein bezahlbarer Wohnraum entsteht. Wedel brauche sozialen Wohnungsbau und keine Einfamilienhäuser.

Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen sieht das Problem des Flächenverbrauchs. Die Architektur sei schön, gebraucht werde jedoch anderer Wohnraum. Die Versiegelung sei ein zusätzliches Problem, da bei Neubauten zu erwarten sei, dass im Laufe der Zeit die Versiegelung durch Gartenhäuser, Carports, etc. zunehme.

Die WSI-Fraktion wird dem Projekt nicht zustimmen. Die Stadt Wedel hat den Klimanotstand ausgerufen, nun soll dort wieder eine starke Versiegelung erfolgen. Wedel benötige anderen Wohnraum, nur noch solcher sollte priorisiert geschaffen werden.

Die CDU-Fraktion schließt sich der Auffassung der FDP-Fraktion an. Wedel brauche nicht ausschließlich sozialen Wohnungsbau, sondern Wohnraum für alle Bürger*innen. Auch junge Familien mit einem durchschnittlichen oder auch überdurchschnittlichen Einkommen fänden keine Wohnung. Die Kommunalpolitik müsse sich bemühen, angesichts der sinkenden Einkommenssteuerkurve Wohnraum in allen Preissegmenten für alle Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung zu stellen.

Herr Kaser weist ebenfalls darauf hin, dass bezahlbarer Wohnraum nicht ausschließlich für sozial Schwache gedacht werden dürfe, sondern auch für Menschen, die beispielsweise zukünftig im BusinessPark arbeiten wollen. Auch Familien mit einem Einkommen von 60.000 Euro pro Jahr fänden in Wedel keine familienfreundlichen Wohnungen, es müsse der gesamt Querschnitt der Gesellschaft abgebildet werden.

Die FDP-Fraktion stimmt der Ansicht der CDU zu. Natürlich müsse auch der soziale Wohnungsbau weiterhin vorangebracht werden, aber es sei fraglich, ob die anderen Fraktionen wirklich an dieser Stelle sozial geförderten Geschosswohnungsbau bevorzugen würden. Aus Sicht der FDP könne dies auf solch hochpreisigen Grundstücken direkt am Marschrand nicht gefordert werden.

Die WSI-Fraktion bezweifelt, dass bei den genannten Einkommenssummen die geplanten Häuser bezahlbar wären, hier werde eher eine noch vermögendere Schicht angesprochen. Es müsse Wohnraum mit Qualität in Wedel geschaffen werden, beispielsweise durch Bereiche in der Stadt mit Wohnraum für ältere Mitbürger*innen. So könnten zu groß gewordene Häuser z.B. in der Moorwegsiedlung für junge Familien zur Verfügung gestellt werden. An der Blöcktwiete solle selbstverständlich kein Geschosswohnungsbau entstehen, vielmehr sollte dieses direkt an ein Naturschutzgebiet angrenzende Grundstück überhaupt nicht bebaut werden.

Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen sieht in den bisher angeführten Argumenten zum Wohnraum für den Querschnitt der Bevölkerung den Grund für die sehr breite Zustimmung in der Politik zu dem Projekt Wedel Nord. Dort würden Eigentumswohnungen, Mietwohnungen und sozial geförderter Wohnraum einen breiten Wohnraummix ergeben. Die geplanten Häuser an Blöcktwiete werden sich jedoch Familien mit dem genannten Jahreseinkommen von 60.000 Euro nicht leisten können. Natürlich werden auch Bürger*innen in Wedel gebraucht, die Erträge in die Stadtkasse bringen, daher müsse es Wedel Nord geben, jedoch nicht das Projekt an der Blöcktwiete.

Die Fraktion Die Linke macht deutlich, dass es zwecks sozialer Durchmischung auch in teureren Gegenden Sozialwohnungen geben könnte und sollte.

Die SPD-Fraktion neben dem bezahlbaren Wohnraum in Wedel für Familien auch Probleme mit hohen Kita-Kosten, unzureichend verfügbaren Bauplätzen und unattraktiven weiterführenden Schulen. In Wedel Nord entstehe jedoch vielfältiger Wohnraum.

Die Unterstellung der Fraktion Die Linke, dass eine schöne Gegend den Bewohner*innen von sozialem Wohnungsbau nicht gegönnt werde, wird zurückgewiesen. Es gebe auch in der Hafenstraße und am Kirchstieg sozial geförderte Wohnungen. Bezüglich des Naturschutzes seien die Antworten der Verwaltung zu den Fragen der Anwohnenden abzuwarten.

Festzuhalten sei jedoch, dass es nicht Aufgabe des Planungsausschusses sein könne zu entscheiden, wer sich welchen Wohnraum leisten könne und wolle. Es könne kein Grund sein ein Projekt abzulehnen, weil sich den Wohnraum dort nur Menschen leisten könnten, die mehr verdienen als die Mehrheit oder geerbt hätten. Und ganz besonders sei es den betroffenen Menschen zu überlassen, ob und wann sie ihre Häuser im Alter verlassen möchten.

Online-Version dieser Seite: https://www.wedel.sitzung-online.de/public/to020?SILFDNR=1000205&TOLFDNR=1007220&selfaction=print